Unter den Kirschblüten (09.02.2010)
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<poem> Wenn der Frühling in San d’Oria hereinbricht, hält die Blüte der Kirschen in allen Landen Vana’diels Einzug. Der Wind streicht leise flüsternd durch die rosaroten Blätter der Kirschhaine und erfüllt die Herzen der Kinder Altanas mit Verzücken und Freude. Fast scheint es, als sei man in einer fantastischen Welt friedvoller Schönheit angelangt, in der die Zeit still steht und jedem Augenblick ein kleines Wunder innewohnt. Ihm war ein wenig nach Schabernack zumute. Er hatte diese Lust nach Alberei schon lange nicht mehr verspürt und das Gefühl beinahe vergessen. Für den San d’Orianischen Abenteurer Ruciaine war es das erste Mal seit über einem Jahr, dass er die Heilige Stadt Windurst besuchte, wo er damals vom Mithra-Reiskuchen erfahren hatte. Der von der Rhinosterie in Windurst entwickelte Mithra-Reiskuchen ist eine Süßigkeit, bei deren Verzehr man sich durch die Wirkung von Magie in ein kleines Mithra-Mädchen verwandelt. Ein perfekter Genuss, um ein wenig Schabernack zu treiben! Getarnt als Mithra-Mädchen konnte man allerlei Scherze mit den Stadtbewohnern treiben! Er erinnerte sich an einen Frühlingstag vor etwa einem Jahr. Es war kurz nach Mittag, die Sonne hatte bereits ihren Zenit überschritten und lachte warm vom blauen Himmel, als er das kleine Tarutaru-Mädchen traf. Sie spielte fröhlich unter den herrlich duftenden Kirschblüten, als eine starke Windböe aufkam und mit dem Treiben aus Kirschblütenblättern eine kleine Raupe in ihr Haar gewehte wurde. Sie stieß einen Schrei aus, doch traute sich nicht, das kleine Tier zu berühren und aus ihrem Haar zu entfernen. Ein ganz weinerlicher Ausdruck schlich sich in ihr Gesicht. Mit einem Seufzen zog Ruciaine ihr die kleine grüne Raupe aus dem Haar. Was für ein wankelmütiges Mädchen! Und so kam es, dass sie vergnügt miteinander spielten. Sie vergnügten sich ausschließlich mit Spielen, die Ruciaine seit seiner Kindheit nicht mehr gespielt hatte, aber es war auf eine wundersame Weise eine herzerfüllende Freude. Als die Zeit des Abschieds gekommen war, versprachen sie sich gegenseitig, im kommenden Jahr wieder gemeinsam zu spielen und verhakten ihre Finger, um ihr Versprechen zu besiegeln. Diese Art, eine Vereinbarung zu treffen, sei ein Brauch, den es nur im Osten Vana’diels gäbe, sagte das kleine Tarutaru-Mädchen. Und sollte man sein Versprechen nicht halten, so müsse man einen Igelfisch verschlucken. Das sei so, als ob man von 1000 Cactuar-Nadeln aus der Altepa-Wüste durchbohrt werde! Eine schreckliche Vorstellung! Und kaum hatte er den Gedanken zu Ende geführt, fiel ihm ein, dass er ja sein Versprechen voll und ganz vergessen hatte! Während er so in Erinnerungen schwelgte, hatten ihn jedoch unbewusst seine Beine wieder an eben jenen Ort unter den Kirschbäumen getragen. Etwas verträumt sah er sich um. Der Kirschhain sah noch genauso aus wie vor einem Jahr, und als sei es erst gestern gewesen, stand das kleine Tarutaru-Mädchen unter dem rosa Kirschblütendach und wartete auf ihn mit den Armen auf dem Rücken verschränkt. Ruciaine war der Verzweiflung recht nahe, denn er hatte sich dieses Jahr gar keinen Mithra-Reiskuchen besorgt. Und während er so mit seinem Schock kämpfte, erblickte ihn das Mädchen. „Bist du etwa die Person, mit der ich im vergangenen Jahr hier unter den blühenden Kirschen gespielt habe?“, fragte das Tarutaru-Mädchen in einem etwas merkwürdigen Ton. Und während sie so fragte, verwandelte sich ihr kleines Lächeln in schallendes Gelächter. „Haha, reingefallen! Das Mädchen, mit dem du letztes Jahr gespielt hast, war in Wirklichkeit meine Oma Polulu!“ Es stellte sich heraus, dass Polulu tatsächlich sogar ihre Urgroßmutter war und eine der Erfinderinnen der Reiskuchen mit der magischen Wirkung. „Meine Großmutter hat mir ständig gesagt, dass sie in jungen Jahren genauso aussah wie ich. Und sie erzählte mir, dass sie sich letztes Jahr in ein Kind verwandelt und dich hier getroffen habe“, sprach sie weiter. „Aber woher wusste sie, dass ich gar keine Mithra war?“ „‚Das ist bestimmt eine Elvaan‘ , sagte mir meine Großmutter ganz bestimmt. Du hättest ganz selbstverständlich nach den Blüten in den höheren Ästen der Kirschbäume gegriffen, als ob du sie sonst erreichen könntest, und auch die Bewegungen seien die eines Wesens von großer Statur gewesen.“ Mit diesen Worten überreichte sie ihm ein kleines Geschenk. Es war eine Auswahl verschiedener Reiskuchen. „Sie sagte auch, dass es wichtig ist, manchmal wieder ein Kind zu sein. Wir haben aber beide nicht im Traum daran gedacht, dass du ein Junge bist“, sagte sie und brach wieder in lautes Gelächter aus. In dem Moment fragte sich Ruciaine, warum ausgerechnet die Enkelin und nicht die Urgroßmutter ihm heute dieses Geschenk überreichte. „Sie, sie ist doch nicht etwa...“, stammelte er. „Sie hätte sich sehr gefreut, dich heute hier zu treffen, aber das geht leider nicht...“, sagte sie nur. Er schluckte und dachte: „Also doch...“ „Die Süßigkeiten sind uns ausgegangen, also ist sie gen Osten aufgebrochen, um neue zu besorgen.“ „A-Ach so!“ stieß er erleichtert hervor. „Ja. ‚Wer sein Versprechen vergisst und nicht einhält, muss einen Igelfisch schlucken!‘, ließ sie mich noch ausrichten.“ Er lächelte gequält. Aber war es nicht Polulu, die heute ihr Versprechen gebrochen hatte? Der Wind blies durch den Hain und er glaubte im Rascheln der Blütenblätter leise das Gelächter jenes Tages, als sie ausgelassen hier gespielt hatten, zu hören. „Ähm...“ Das Mädchen sah der Großmutter plötzlich erstaunlich ähnlich. „W-Wenn du etwas Zeit hast, wollen wir dann nicht gemeinsam spielen?“, fragte sie etwas schüchtern. Die Antwort war bereits entschieden: „Sehr gerne“, sagte er leise und griff bereits nach einem der Reiskuchen .... „Heute ist doch schließlich das Puppenfest, das allen Mädchen zu Ehren veranstaltet wird!“ Text: Miyabi Hasegawa Illustration: Mitsuhiro Arita
Das Puppenfest findet voraussichtlich vom 19. Februar 2010 um 9.00 Uhr (GMT) bis zum 3. März 2010 um 9.00 Uhr (GMT) statt.
・Süd-San d’Oria (J-9) ・Nord-San d’Oria (D-8) ・Bastok-Metallwerke (I-9) ・Bastok-Markt (G-8) ・Windurst-Weiher (F-5) ・Windurst-Wälder (K-10) Natürlich haben wir auch dieses Mal vor, zum Puppenfest allerlei Dekorationen vorzunehmen. Freut euch also auf eine festliche Zeit! </poem> |